Haibun: Leer

Als deine Schreiben immer oberflächlicher wurden, und du mir stattdessen wortreiche Tipps über ein Automodell gabst anstatt nach meinem Befinden zu fragen oder von dir zu erzählen, schlich sich ein Riss in unsere Zweisamkeit. Nach jeder deiner E-Mails wuchs etwas in mir, was sich leer anfühlte.

Wir trafen uns in unserem Café, und du nahmst tröstend meine Hand. Lächeln, meintest du, mache glücklich, auch wenn es nur ein willkürliches Lächeln sei. Ich glaube, du wolltest mir das Gefühl geben, die empfundene Distanz sei nur mein Problem. Zum Abschied umarmten wir uns, und ich wusste nicht, dass es das letzte Mal war.

Hungrig
auf dem Weg in die Stadt
leert sich der Akku

September, Oktober 2014

Gewölbegang
meine Wurzeln sprengen
die Mauern des Schweigens

Baustellenbegehung
der Spielplatz neben dem
Nobelrestaurant

Inklusion
das Kind auf dem Schoß
ruht sie im Rollstuhl

schüler-bigband
langsam tanzen sie
chachacha

spätsommernacht
im weinberg summt die grille
how high the moon

mein nachbar
wir grinsen
in den bildschirm

abendrot
nebeneinander tippen
zwei ältere damen

Tischnachbarn
Mutter und Tochter tauschen
Tiraden

Russischer Rekrut
in den Reihen
der Separatisten

Lebensbaum
das kurze Leuchten
vor dem Sturm

Wittelsbacher Platz
aus dem Fensterlicht
ragt dein Lächeln

Wohnwagenfrühstück
über dem Zirkuszelt
der Mond



Japanischer Garten
eine Bushaltestelle
unter Abgaswolken

Esterhasykeller
hinter dem Vorhang
fielen die Worte

Praterkarussell
im Handumdrehen
zu dir zurück

Häuserl am Roa
zwischen alten Püppchen
die Beute der Spinne

Agneswiese
Slalomfahrt
mit Kinderwagen

Wienrundgang
sie reden sich langsam
heiß

Stiegenbeisl
der Name des Freundes
blieb

Rossauer Lände
der Schwangeren rutscht die
Strumpfhose vom Bauch

August  
in der Wienzeile
steht der Gesang

Michaelerkirche
seine Knie sind schwarz
vom Krabbeln

Florianigasse
im Tunnel spielen sie
ein Wiegenlied


affenhitze
warum zieht der seinen
pullover nicht aus?

Juli, August 2014

Rod Stewart
die Ohrwürmer flattern
am Bühnenventilator

Like a northwind ...
die alte Frau
im Gitarrenkurs

türkische männer
liebliche lockrufe
aus der flasche

flüchtlingskinder ...
sie sammeln sich
zur theaterpremiere

sekt am see
die sterne
schaukeln

libellen im schilf
langsam zieht
das dorf vorbei

autofahrt nach hause
das meer
auf meiner haut

nachts
ich höre noch immer 
seine rufe

das toastbrot zu hart!
deine hartnäckigkeit
ist uferlos

wartezimmer
meine gedanken
gehen auf die reise

fünfmal geklingelt
ein paar haiku
warten nicht mehr

pistenstürmer
er zieht den plüscheisbären
durch den schnee

was macht der clown
im büro?
die witwe lacht

heftpflaster?
seit dem urlaub
leuchtende pickel

Kalenderblätter
jetzt füllen sise sich
mit deinem Namen

In das Geflirre der Spatzen
deine Flüsterstimme

Fußballweltmeister!
ein Glas Sekt
zu deiner Geburt

Zeit der Sternschnuppen
eine fiel ins
gemachte Nest

Hätte ich Flügel
ein Windrad druchstößt
die Gewitterwolke

Verpasstes Requiem
der Sohn spielt die Toccata
auf dem Autohausklavier

Ein Blumenmeer
der Sarg versinkt
im Dauerregen

Heimat
der schwarze Zwiebelturm
vor dem Gewitter

Schleierwolken
die schwarzen Spitzen
der Ritterfrauen

Trauerzug
der Ritter von heiligen Grab
regelt den Verkehr

Lange Ansprachen
er wird wieder lebendig
vorm inneren Auge

Marienlied
eine Mutter wiegt
ihr schreiendes Kind

Heimfahrt
die GPS-Stimme
bleibt hartnäckig

Gitterbett
Abschiedsblicke
auf den Sargdeckel

Hirtenweise
das weite Land
der Holledau

Elterngenörgel
das Trachtlerkonzert
mit den Füßen im See

Lockenköpfchen
der fesche Jungbulle geht
seiner Bestimmung entgegen

Am Gipfelkreuz
angekommen ein Stein
fürs Vatergrab

Gelber Enzian
voon der Stirn tropft
Morgentau

Abendhimmel
wir schwimmen durch
Blasmusik

Hausmusik
über dem See kreist
eine Gänseschar

Fischerboote
der Lichtschein eines
Wetterleuchtens

Die Kuh kann nicht kalben
der Bauer schließt
die Hecktüre

Eine Schwalbe mit
Zweiglein in fünf Wochen
verreisen sie

Ein Kälbchen trinkt nicht
die Sensation in dicken Lettern

Gestohlene Kuhglocke
ein paar Tage lang herrscht Ruhe
an der Front

Kehlsteinhaus
eine Prozession
roter Busse

Das kalte Wasser
ein Vöglein trinkt
vom Rauschen

Das Genörgel der Kinder
Gipfelsturm
Stille

Leises Plätschern
das Mondlicht im See
eine Sternschnuppe zerfällt

In Winkl die Sternschnuppe
heute die Wünsche
meines Sohnes

Fünfmal das Himmels-W
der Andromedanebel
im Faltmaß

Verlassenes Getreidefeld
der Kindergarten
feiert Freizeit

Zwei Alte
im Rollstuhl in der Parkanlage
ein Baum gefällt

Zugabfahrt
das Hinscheiden
einer Wartezeit

Kurze Rufe
der Großvater wippt
in der Baggerschaufel

Gekreuzigter Kormoran
zwei Chiemseefischer
gehen baden

Verheimlichte Einnahmen
die Lage der Ministerin
prekär

Zwei Uhr früh ...
Frühstück im Watzmannhaus

Musikanten vom See
in Himeji feiern sie
Oktoberfest

Köhlertanz
Öffnung des Meilers
nach dem Frühstück

Weißglas
ihre Plastikrosen zittern
am Fahrradlenker

Alte Remise
die unterste Ziegelreihe
der Zeit geopfert

Zungenschlag
das Kalb
leckt meinen Arm

Morgensonne
die Frau vom Maschinenring
im Fensterspiegel

Föhnwetter
die Bäuerin trägt
eine geplusterte Haube

Dorfhühner
der Nacken ist kahl
neulich ein Falkner

Sommerpfützen
die Silberschuhe der Bäuerin
tanzen

Schaumkrönchen
das Abendpfeifen
der Regionalbahn

Natursprung
das Gatterl
am Matratzenrand

Reumut-Sohn
die Mondscheinsonate
im Genetik-Hof

Einödhof
zwischen den Hügeln
Mondennebel

Fremdenzimmer ...
auch die Kühe
stellen sich unter

Kälberhals streicheln ...
die Box ist morgens leer

In Milche baden
eine saftige Strafe
nach Brüssel

Verstummt
das Murmeltier vom letzten Jahr
fragen

Säuglingsstation
die Kälber kuscheln sich
ins Strohbett

Kindergarten
auf dem Surfbrett
über die fastrote Ampel

Achtuhrläuten
Falken umkreisen
das Ufer

Erstes Laubgrau
die Berge verlieren sich
im glatten See

Stoppelfeld
auch der Schuppen fällt
aus dem Rahmen

Einzelner Badegast
das blühende Weiß
einer Unterhose

Ratternde Fahrt
mit der Gartenbahn
sie singen von Cocain

Drehscheibe
auf dem Laufsteg
galante Damen in Rot

Hüttenfest
ein Neugieriger schlägt
die Holzlöffel

Wiedersehen mit Resi
der jüngste Musikant
ist achtundachzig


Maisfeld
Sankt Coloman verschwindet
im Rückspiegel

Waldhimbeeren
aus dem Felsen quillt
der erste Sonnenstrahl

Fernsicht
das Abenteuer in der Wildnis
zwischen Mann und Frau

Wasserfall
einen Moment lang
Zwischentöne hören

Ritter in Tittmoning
das Mädchen hat
Dreitagefieber

Waldkapelle
glatter Steg über die Schlucht
ihrer Brüste

Hopfenstangen
das Wanken der
uralten Fichte

Kohlweißlinge
zwischen den großen Blättern
Regen für morgen

Abschied
die Schüler versorgen sich
mit Süßkram

Soldatenfriedhof Schönau
der Helm sitzt
auf den Schultern

Watzmannblick
im Fernglas der Milchfahrer
von Piding

Volksmusik
das Gejohle der Frauen
über die Verballhornung

Kuhmädchen
die Taufe feiern wir
im nächsten Jahr

Mariä Himmelfahrt
der Pfarrer erscheint
nicht zur Messe

Voller Heuboden
der alten Katze
stockt der Atem

Das Unterzimmer?
im nächsten Jahr
wird quervermietet

Sauerampferwiese
der Bauer senst sich
in den Schlaf

Den Basisweg verlassen
ein Junge zerreißt
seine Fahrradkarte

Anerkannter Zuchtbetrieb
der Säugling hat zugelegt

Spitalskirche
vor der Putte klemmt
die Lautsprecherbox

Gitarrenladen
der Ex-Hippie spielt Pop
mit seinem Computerprogramm

Klausentor
ein Bus zwängt sich
durch das Sprachgewirr

Markttreiben
das sexy Verkaufslächeln
der Seifensiederin

Der bekannte Chronist
am Schmiedekreuz
das Rosendächlein

Altstadtmühle
vor dem Bäckerladen posieren
Muslime fürs Foto

Friedhofskapelle
eine Salzburger Malerin
zeigt ihre Jungfrau

Brauerei Stern
hinter dem Bauzaun
eine Crape-Radler

Augustiner-Biergarten
die Warteschlange
bis zum Mönchsberg

Kartoffelecken
die Frauenrunde redet
von Pfälzer Weinstuben

Gewölbesaal
Tafeln voller Stammtischzeiten

Ein Fuß hochgestellt
die Schlanke mit
der tiefen Stimme

Kollegienkirche
der Flötist erzeugt
einen Wirbelwind

Getreidegasse
Japanerin im Dirndl
zwei spielen wilde Geige

Mozarts Taufbecken
heiliges Wasser
mit Emblem

Domplatz
ein alter Japaner trägt
die Erdkugel

Inlinerfahren
mit gebrochenem Arm
die Eistüte halten

Kruzifix-Gärtlein
die Rosen verwildern
im Schatten der Scheune

Außenbecken
stündlich versinkt er im Nebel
der Rauschberg

Salzwasser in den Augen
der Alte und seine Thailänderin
schweigen

Dampfkabine
ich berühre den Nachbarn
in der Dunkelheit

Wellenbad
beim zweiten Wackelzahn
Zahnfee in Urlaub

Harfenkonzert
sie ziehen die Miesmuscheln fort
mit dem Netz

Schwemmholzobjekt
durch das Schmelzglas
lächelt ein Gewinde

Hüttengaudi
der gespendete Baileys
klingt anders

Vom Zeltplatz her
regnet es
Reggae-Musik

Früh im Melkstand

mit dem Hochdruckreiniger
spielt er Dampflok

Vollmondbad
die Trommler am anderen Ufer
schweigen

Endlosschleife
um die Archäologen weht
der Duft der Bäckerei

Geschenkt!
die Gaslaterne wandert
durch den Hinterausgang

Ullrichshögl
kein Kindermurren
druchbricht ihre Witze

Gänsefedern ...
im See entfernnt sich
eine Schlange

Tang auf dem See
ständig das Stechen
ihrer Stimme

Trockenlegung
die uralten Schilfwurzeln
über die Berge

Blick nach Osten
das Gräberfeld von Waging
gut sortiert

Vernetzt
jenseits des Wurzelgeflechts
kein Empfang

Lahmer Mercedes
ein Reh saust über die Straße
...

Stoißer Alm
eine Goldbrille baumelt
am Helm

Rührei mit Speck
eine Übernachtung
neben vielen

Suppe im Sommer
mit warmem Bauch
in den Regensee

Teisenberg
dem Jesus blättern
die Wangen ab

Mai, Juni 2014

brachgrundstück
die witze liegen
auf dem grill

Ohrenbetäubend
das raschelnde Festkleid
im Partykeller

Nightfever
im Radiomuseum
flackert Licht

vereinzelte taglilien
deine lichte Irisfarbe
liebtest du nicht

kunsthandwerkerzelt
hinter deinen stahlblauen augen
das universum

Stamperlrunde
im Hof des Tafelladens
klopft Aprilregen

im kamerasucher
der kostümierte
grenzsoldat


mauerpark
am sonntag nachmittag
grillen sie hühnchen

chinesischer garten
mitten in der ferne
meiner brüder

sein viertel
im restaurant brennt
die serviette


bernauer straße
die bangen blicke
zum horizont

Rutsche
die Stufen des
Pergamonaltars

regenstreifen
das pferd trägt eine
zebradecke

Mannheim - Berlin/im leichten Schlaf/zur Trauerfeier

eiscafé
dein tanzender
silberbart

das rote boot
im uferschilf -
lass dich küssen

b ernds
a ngewohnheit:
r asiert sich nicht
t äglich

Endlose Nacht
auch die Wanduhr
schweigt

Ein Traum
vom Vogelmord ...
es tut mir so leid

Temperaturanstieg
mein Pflanzkarton weicht
im Regen auf

Maibesuch
Mutter bindet den Regenschirm
über das Amselnest

mairegen
zwischen bambusblättern
schwatzen die nachbarn

regentropfen
raupen feiern
ein wiegenfest

Ein Bett im Gras ...
du verschwimmst
vor meinen Augen

duft von zuckerwatte
eine wolke rollt
ins festzelt

unter den kiefern
kleine fußabdrücke
im blütenstaub

Eine Eibe im März
ich denke an den brennenden
Dornbusch

Fußballereignis – die Stille am PC und das Meer. . .

Fußballspieler
im Gefüge der Zahnräder
klemmt ein Sandkorn

Hitzegrade -
zwei fesche Onkel und der
Tanz der Tore


Abendrascheln
auch die Äste neigen sich
in meinen Garten

Zuckende Blitze
sein Blick hängt
an der Decke

nicht gesichert
das gestohlene fahrrad
donnerwetter

donnerwetter
leise geht ein leben

Sein rotes Gesicht
keine Widerrede
sonst fällt er um

Abendrascheln
auch die Äste neigen sich
in meinen Garten

Gewittergrollen
wir gehen in die Hütte
da hört uns keiner

Verletzte Mittagsruhe
die Nachbarin zetert
über irgend etwas


sein namensstern ...
wen wirst du künftig
anmeckern?

März, April 2014

Straßenumbenennung
die Zierkirschbäume
nicken im Wind

Frühjahrsputz
vor dem Geothermiekraftwerk
reißt die Teerdecke

Neue Tulpenfelder
im Untergrund
Soldatenknochen

Kasernenhof
auf dem Maimarkt schießen sie
mit Bonbons

Hundewiese
die Maiglöckchen
duften

Neunuhrläuten
die junge Eibe
steht im Blütenstaub

 Fernwanderung
der Mond geht
einen anderen Weg

Angebot der Woche ...
die Morgenröte liegt
unter der Bettdecke

Sommerzeit
ich verstecke meinen Freund
vor den Eltern

Ein Dienstag im Februar
Omas Veilchenbrosche
wechselt die Besitzerin

die straßenlaterne
flackert auf dem tisch berühren
sich ihre hände

Unter der Linde
er wartet vergeblich
aufs Kennenlernen

thujaschatten
aus dem schlüsselloch
strömt kalkduft

Erste Akkorde
der Lehrer streicht
über ihren Rücken

zeitungsnachrichten
eine blendende idee
unter der markise

Ohrenbetäubend
das raschelnde Festkleid
im Partykeller

Nightfever
im Radiomuseum
flackert Licht

ein hemd nach dem anderen
der lebenslauf
des komponisten

Malgré-nous ...
es sind noch Schleier
auf der Duschwand
 
spinnweben ...
sie klettert
unter das glasdach
 
stunden des schweigens
vor dem labtop
rauscht der wischmob

bisquitboden
die wolkendecke
bricht auf

Geburtstag
dein Gesicht
im Kaffee

vater
der geworfene kleiderbügel
verfehlte sein ziel

ich
verzeihe
ihm

die bitterkeit der jugend
in einer fremden tonne
entsorgt

die scharfen worte
im rollstuhl

Europawahl
er liest aus seinem Roman
über die Kriege

ein quadratmeter
demokratie
auf dem esstisch

Dorfgetuschel
nach vierzig Jahren
ein Abschied

Sommerzeit
ich verstecke meinen Freund
vor den Eltern

Fernwanderung
der Mond geht
einen anderen Weg

Angebot der Woche ...
die Morgenröte liegt
unter der Bettdecke

Januar, Februar 2014

neujahrsmorgen
ich stubse mein sektglas
ans handy

Sekt in der Nacht
im Briefkasten
vergessene Nachricht

mondnacht
die glücklichen jahre
auf dem display

Schilf im Sommerwind
wir werden hinausgetrieben
aus dem Weltall

wanderweg
jenseits des kontinents
adieu mon amour

Vorhang zu
der ferngesteuerte Dino
liegt unter der Decke

Lohengrins Abschied
durch die Dunkelheit
schwirrt eine Motte

Altes Kaugummi
die Stille vor dem Ansturm
in die Klassensäle

Abgewetzte Stufen
auf dem Weg zur
Gebührenbefreiung

Ihr Geburtstagsfest -
im Gartenhaus kocht er
für sich selbst

Eine falsche Geste ...
der Gutenachtkuss
ist Geschichte

Letzter Arbeitstag
in der Schmiede brach
das alte Eisen

Warteschlange
bis zum Parkplatz - sie berechnen
ihre Prämie

fernwanderweg
in den weiten meiner tasche
ein letztes bonbon

basketballspiel
die besucherin ging ihm
ins netz

gehirnjogging
in windeseile schreibt er
die wörter ab

vordämmerung
über den dächern tauchen
amseln durch das blau

Dichter Nebel
der Specht hämmert
an die Privatklinik

montagmorgen
die zahnbürste
begleitet mich

Die alten Mandeln
hängen noch im Frühlingsbaum -
oups, eine Nachricht ...

Weiße Pflaumenblüten
ich ziehe mir die Wolkendecke
über den Kopf

Sein Atelier
im Aprilsturm taumeln
die Glasbausteine

Neben dem Grablicht
ein nickendes Schneeglöckchen
leuchtet mir heim…

Flussefeu
die bröckelnden Nischen
unserer Liebe

November, Dezember 2013

Kahle Zweige
das Lied des Rotkehlchens
hallt wider

schneeballblüte
ich höre die anweisung
zum aquajogging

Mein Kind
ich suche an der Mauer
seinen Namen

Wilde Birnen
ihre Haut legt Wellen
über den Frost

Erste Flocken
auf dem Balkon ein Film
Fräulein Smilla ruft

Hochnebel -
eine Gans fällt
aus der Wolke...

Gelächter
einer
dreht sich um

Lästerei
auf leisen Sohlen
die Erinnerung

Lachanfall
der Stachel
sitzt tief

Langes Lachen
die Lage ist labil

Lachsalve im Lazarett

Kringelig
er fiel in die Baugrube

schneebedeckt -
auf dem skizzenblock
flüchtige linien

dezemberregen
unter der linde wispert
das friedhofslaub

die parkuhr abgelaufen...
auf dem weiher
stehen die enten

kaffeeklatsch mit engeln ...
die kleiderspende
vor der wohnungstür

weihnachtskonzert
eine rutschpartie
mit fremden nachbarn