Montag, 4. Februar 2013

Februar 2013

Sonnenland
im Widerschein der Wolken
dein Lächeln


Dampfperlen am Rhein
im Zug verprügeln sich

meine Kinder

Neue Freundin -
ihre Kissen treffen sich
auf seiner Seite

Unterm Sofakissen
das Körnchen Wahrheit versteckt
von einem Kind

So klein mit Hut
die Fliege zappelt noch im
Paragraphennetz


Neue Strommasten
unterwegs - wir fassen uns
an den Händen


Der Kandidat
der Sozialdemokratie -
hat Spaß an viel Geld

Reden bei Banken
im Tausendermaßstab
moosige Gründe

Mein Befund ...
im Nebel fand ich das
Auto nicht mehr

Faschingssonntag
du spielst mir den Boogie
auf der Kirchenorgel

Faschingsmontag
in meiner Hand der Flyer:
Inseln der Rosen

Faschingsumzug
mein Auto geht als Monolith
mit Plattfuß

Aschermittwoch
selbes Parteitheater
man wird verkohlt

Valentinstag ...
die Poetin erinnert
an Unglückspaare


Dompfaff und Meisen
meine Fensterkatze
ein Pierrot ...


Die Zaubernuss
heute Abend im Rampenlicht
seine Lesung


Die Zweideutigkeit
im Treppenhaus hallen
die Schritte wider


Februarkälte
ein grünes Plastikei
am Zweiglein


Kanu im Kanal
Kinder verbinden die Flüsse
mit Kirschzweigen

Trüber Wintertag
die Männer auf dem Strommasten
zwitschern

Auf dem Heimweg
ein Fasanenweibchen
überquert die Straße




Freitag, 1. Februar 2013

Beliebteste Haiku von 2012

Sandfarbenes Gras
Dünen wogen zum Horizont
dort weht der Regen

Auf einer Lichtung,
des Strauches fahle Monde
ziehen mit dem Wind

Winterheimat -
in der Mitte der Kindheit
Klavieretüden

Himmel vor Sternen ...
eine Schneeflocke traf mich
mitten ins Auge

Der rötliche Stamm
dieser Kiefer - Melodie
eines Zweigehimmels

Ein scheuer Kuss ...
der Frühling zieht ins Haus
des Winters ein

Verschwommen die Zeit
im Gestern - das neue Jetzt
tritt die Stufen hinab

Die Knospen
öffnen sich schon bald -
abgesägter Baum

Im Bauch
der Tulpenblüte
wohnen

Blütenwein trinken
der Magnolienbecher
reicht auch für zwei

Einen Moment lang
steht die Zeit still - zu warten
versäumte ich stets

Himmel weiß geblümt
am Ostertag ein Duft
nach Kerzenwachs

Farbe des Frühlings
in jedem Jahr ein Glas
Erdbeermilch trinken

Abflug-Durchsage
auf der Wiese übt
die Tochter Flickflack

Hundertfach erblüht
der Hasel, Orgelpfeifen
rufen den Frühling

Funken am Waldweg
der Gister blüht - unerwartet
trittst du neben mich

Baumumarmung
auf dem Blickweg zum Himmel
Flügel nicht nötig

Im Zickzack zum
Gewitterschwarz - Hand in Hand
nach langer Trennung

Hortensie blüht
in einem Garten aus Stein -
alte Gebote

Wenige Kirschen
reiften unter dem Regen -
Piratenmahlzeit

Nachtgarten
bunte Fackeln spielen
die Mondscheinsonate

Das Überleben
im Graben - alter Vorrat
schmeckt noch immer süß

Über den Zweigen
dieses Himmelsblau mailt:
Siesta!

Bergblumen
eine Großmutter
kann sie erklären

Worte der Liebe
mit Gold bestäubtest du mich -
und gingst fort

Jenseits der Bücher -
die wildroten Kerzen
der Rebenwiesen

Die Rapsblüte scheint
mitten im Asphalt ...
ein Abendtag

Pusteblumenschaum
quellende Wolken ...
mein Rücken ist feucht

Blütenstaub
einer Kiefer - der Spielplatz
nebenan ist leer

Clematis am Zaun
die Meinungsverschiedenheit
in Flüstertönen

Schwere Schritte
kein Weg kreuzt im Engpass
nur der Dohlenpfad

Raschelnde Küsse
auf dem Dachboden - im Haar
blieb einer hängen
Gebirgsbachwellen
deine Hand schwingt
mit jedem Wort

Unterwegs im Dorf
am Räuschel und Faselstall
die Blüten von einst

Gott ist rosa
sagte die Feuerwanze
zu ihrem Kind

Morgengewitter
Gräser werfen
die Blitze zurück

Irgendwann im Herbst
die Maske knittert über
schalkhaftem Lächeln

Hände gleiten
über deinen Körper
ich pflücke dich gleich...

Nebenan
auf dem Teich gondeln
die "Ich-liebe-dichs"

Im kleinen Rucksack
Platz für einen Zankapfel
schweigendes Mahl

Mitten im Hof
wartet der Ahornsamen
auf die Windrichtung

Neunzigster
sie tanzte noch einmal
den Boogie

Kürbisfest
Lampions für den
Schattenpark

Allerheiligen -
ein Bonbonpapierchen
auf dem Ruheweg

Zwei Handvoll Ziffern
in der Manteltasche
wird es winterwarm

Palmblätter im Licht
der Regenbogenfester...
Lied der Oase

Clivienknospen ...
eine lang ersehnte Hand
legt sich in meine

Novemberzweige
die letzten Vögel ziehen
Kreise im Himmel

Vor der Reitschul´
Arm in Arm mit den Wünschen
nach leichten Tagen

Schneetreiben -
die Kinder sind noch immer
spurlos unterwegs